Sommer im Winter ♡ Die Gruson Gewächshäuser in Magdeburg.

Draußen ist es klirrend kalt. So kalt wie schon lang nicht mehr. -10°C.

Minus zehn Grad Celsius. In Worten ausgeschrieben irgendwie greifbarer und doch nicht wirklich begreifbar. Ich weiß nicht, wie sich minus zehn Grad auf der Haut anfühlen. Bin dick eingepackt in meinem Mantel und allerhand anderen Kleidungsstücken, die den Winter, die die Kälte von mir fernhalten.

Nur mein Gesicht ist ihr ausgesetzt. Ist wie ein Fenster zwischen meinem Inneren und der Außenwelt. Lässt die frische Luft herein und ist doch fest verschlossen, fest entschlossen, dem kalten Wind zu trotzen.

Wir laufen durch Magdeburg, eine Stadt, in der ich so viele Jahre gelebt habe und die doch nie mein Zuhause war. Auch nie sein musste, weil ich immer wusste: Es ist nur ein Zwischenstopp.

Und trotz aller Vergänglichkeit, trotz all der Momentaufnahmen und kurzen Episoden, die ich hier gespürt und erlebt habe, habe ich mich willkommen gefühlt.

Wir laufen parallel zur Elbe, auf der sich kreisrunde Eisschollen leise knirschend in Richtung Norden schieben. Unser Ziel ist jedoch nicht der Fluss. Wir wollen den tropischen Sommer besuchen.

Ganz große Gewächshaus-Liebe.

Drinnen ist es angenehm warm, so warm, dass wir die Mäntel öffnen und unsere Schals ablegen. Auch die Mütze wird nicht mehr benötigt. Ich vermute, dass es hier zwanzig Grad Celsius sind. Also etwa 30 Grad mehr als draußen. Kaum vorstellbar.

Es ist ein ganz normaler Samstag. Die Gewächshäuser sind gut besucht, die meisten Gäste kommen mit ihren Kindern. Wollen ihnen etwas beibringen; über die Natur und ferne Länder, in denen Bananen und Vanille und Kakao wachsen.

Üppig, facettenreich, beruhigend. Wir laufen durch den botanischen Garten und ich fühle mich tatsächlich wie in einem fernen Land.

Manche Gewächshäuser sind klein, andere riesig groß. In einem ist das Licht so unglaublich schmeichelnd, dass mir jedes Foto gelingt. Ich spüre, wie Glück und Zufriedenheit in mir aufsteigen. Wohlige Empfindungen für 3,50 Euro. Spaß kostet; aber manchmal – wie im Fall der Gruson Gewächshäuser – eben auch nur ein bisschen.

Das größte Haus von allen, das Palmenhaus, heben wir uns bis zum Schluss auf. Die Pflanzen hier sind riesig, aber nicht beängstigend. Eher wie große alte Freunde, die uns dazu einladen, doch noch ein bisschen zu bleiben.

Hinein in eine tropische Welt.

Wir steigen hinauf auf einen Pfad, der sich zwischen den Baumkronen hindurch schlängelt. Die Luft ist schwülwarm und feucht. Ich atme schwerer und Schweiß tritt mir auf die Stirn. Feuchte dreißig Grad Celsius und mehr, vermute ich jetzt.

Die Temperatur übermannt uns regelrecht. Wir laufen in Winterstiefeln durch die Tropen. Ich will verweilen, kann aber nicht. Meine Lungen schreien nach frischer Luft und Kühle. Wir steigen wieder hinab.

Hier ist es sofort angenehmer. Frischer.

Ich werfe einen Blick nach oben, da hin, wo ich noch vor einer Minute stand und dachte, ich bin im Regenwald. Die Wärme von dort habe ich im Herzen eingeschlossen und mit heruntergebracht. Gemeinsam mit ihr trete ich wieder nach draußen und plötzlich ist es egal, ob hier minus zehn oder plus dreißig Grad herrschen. Meistens ist es schließlich irgendetwas Erträgliches dazwischen.