Nachhaltig(er) leben ♡ Ja gern, aber womit fange ich an?

Ich möchte mein Leben gern nachhaltiger gestalten. So, nun ist es raus. Uff!

Eine einfache Aussage, die aber gar nicht so einfach in die Tat umzusetzen ist. Denn je intensiver ich mich mit Nachhaltigkeit beschäftige, desto mehr Aspekte ploppen hie und da und dort auf. Es ist wirklich schwierig, einen Einstieg in dieses riesige Thema zu finden. Die Option, den Kopf einfach in den Sand zu stecken aka. den Verdrängungsmodus einzuschalten, erscheint da nur allzu verlockend.

Aber bringt ja auch nichts, denk ich mir. Also Augen zu und durch. Öffnen wir die Büchse der Pandora und schauen mal, was uns alles erwartet.

Irgendwo anfangen. In meinem Fall beim Thema Mode.

Auch wenn ich noch ganz am Anfang stehe, habe ich schon jetzt verstanden: Ein nachhaltiges Leben ist ein Fass ohne Boden. Das meine ich genau so, wie ich es hier schreibe. Immer dann, wenn ich denke, etwas verinnerlicht zu haben und bereit bin, es in der Praxis umzusetzen, drängt sich ein neues Problem in mein Bewusstsein und macht mir, grinsend den Mittelfinger zeigend, bewusst, dass ich noch kilometerweit von dem entfernt bin, was ich gern erreichen möchte. Klingt ziemlich demoralisierend? Ist es auch!

Wie und womit fängt man also an, wenn man sein Leben (ein kleinen bisschen) nachhaltiger gestalten möchte?

Ich habe für mich entschieden, dass es am sinnvollsten ist, sich einen Aspekt herauszupicken, der einem besonders am Herzen liegt oder zu man besonders viele Berührungspunkte hat. In meinem Fall ist das Mode.

Ich gestehe: Bis vor ein paar Monaten bin ich in regelmäßigen Abständen shoppen gegangen und habe in meinem Kleiderschrank so einige Stücke angesammelt, die ich rückblickend als eher fragwürdig bezeichnen würde. Da wären natürlich diese speziellen Schätze, die einen im Laden umhauen und erst zuhause verraten, dass sie mit keinem anderen Teil aus deinem Besitz kombiniert werden können („Haha, damit hast du nicht gerechnet, was?! Äääätsch!“) Oder dieses Trend-Piece, das im vergangenen Sommer der letzte Schrei war… Dumm nur, dass nun kein Hahn mehr danach schreit. Ach ja, ich könnte ewig so weiter machen…

Fakt ist: Mein Mode-Konsum war zwar nicht überdurchschnittlich stark ausgeprägt, allerdings auch alles andere als reflektiert. Inzwischen kotze ich mich selbst an, wenn ich daran denke, was alles in meinem Kleiderschrank hängt. Eine ideale Voraussetzung dafür, das eigene Verhalten in Frage zu stellen und nach neuen Ansätzen Ausschau zu halten.

Ich kratze an der Spitze des Eisbergs.

So bin ich also (ganz natürlich und ohne mich selbst unter Druck zu setzen) auf Fair Fashion gestoßen. Ja, ich weiß, wieder einer dieser Buzzwords, die keiner mehr hören kann. Aber hey: Es steckt wirklich was dahinter, also loht es sich auch, näher hinzuschauen.

Ich fange gerade erst an, hinzuschauen. Lese, wenn ich dazu komme, online Artikel über nachhaltige Mode und habe mir schon ein paar Dokus, die vielversprechend klingen, abgespeichert. Dabei ist mir eines zu jeder Zeit bewusst: Das ist gerade mal die Spitze des Eisbergs, an der du da gerade kratzt. Irgendwie deprimierend und motivierend zugleich.

Stolz macht mich, dass ich dieses Jahr noch nicht einmal ein Bekleidungsgeschäft betreten habe. Halt, stimmt ja gar nicht! Letzte Woche war ich bei TK Maxx, um einen neuen Sparschäler zu kaufen. Die Bekleidungsabteilung habe ich allerdings tapfer links liegen gelassen – was zu einem großen Teil daran lag, dass mir zum ersten Mal bewusst wurde, wie sehr diese STINKT! (*Geräusch von zerbrechendem Glas* Gern geschehen!)

Solche Erkenntnisse ermutigen mich. Der Ekel, den ich beim Geruch der Kleidung empfunden habe, hat mir deutlich gezeigt, dass ich mich auf dem richtigen Weg befinde. Und: Es gibt (für mich) kein Zurück mehr.

Ganz oder gar nicht? Ganz und gar nicht!

Ich verstehe, dass solche Sätze dafür sorgen, dass viele Leute Angst Respekt vor dem Thema Nachhaltigkeit haben. Auch ich war lange Zeit ziemlich abgeschreckt und stand zwischen den Stühlen. Einerseits wusste ich, dass ich etwas ändern will und muss. Und andererseits hatte ich schlichtweg keine Lust, mein ganzes Leben von jetzt auf gleich umzukrempeln. (Wird man ja mal so sagen dürfen…)

Eines meiner Learnings der letzten Wochen: Hierbei handelt es sich um einen massiven Irrglauben. Ich muss nicht aus dem Stegreif alles perfekt machen – und ich muss auch nicht in einem Monat oder in einem Jahr die Mutter Teresa der Nachhaltigkeit sein. Ich verrate dir jetzt was, wovon ich aus tiefstem Herzen überzeugt bin: Babysteps sind absolut in Ordnung!

Du willst erstmal versuchen, auf Fast Fashion zu verzichten und informierst dich über Second Hand-Läden in deiner Stadt? Supercool!

Du schaffst es einfach nicht, vegan zu leben, und isst stattdessen nur einmal pro Woche hochwertiges Fleisch vom Bauern? Ist doch großartig!

Du weißt, wie kacke Plastik ist und beginnst darum, dein Gemüse unverpackt auf dem Markt zu kaufen? Richtig so!

Ich glaube, viele denken tatsächlich, dass Nachhaltigkeit nur nach dem Prinzip „Ganz oder gar nicht“ funktioniert. Auch ich ließ mich viel zu lang von diesem Gedanken abschrecken und hielt mich nicht in der Lage dazu, es durchzuziehen.

Mittlerweile sehe ich es anders. Ich taste mich Schritt für Schritt – Babystep für Babystep – heran und habe Spaß dabei. Ja, auch das ist möglich, verrückt oder?! Natürlich stelle ich jetzt, da ich mich bewusst mit Nachhaltigkeit auseinandersetze, immer wieder fest, dass vieles, was ich tue (und vor allem kaufe) echt nicht okay ist. Das fühlt sich nicht cool an, aber ich bin überzeugt davon: Besser auf die „harte Tour“ als Scheuklappen-Mentalität!

Darüber reden. Bewusstsein schaffen. Aktiv werden.

Was ich außerdem noch gelernt habe: Schon kleine Taten und Veränderungen können andere Menschen inspirieren und dazu animieren, auch aktiv zu werden. Ich meine damit nicht, jetzt jedem aufs Brot zu schmieren, dass man Veganer ist und/oder nur noch Fair Fashion einkauft. Es geht mir vor allem darum, miteinander ins Gespräch zu kommen und sich über nachhaltige Aspekte auszutauschen.

Erst vor ein paar Tagen hatte ich ein großartiges Gespräch, das mir so viele neue Impulse mitgegeben hat und extrem inspirierend für mich war. (Danke Mone!) Ich bin aus tiefstem Herzen davon überzeugt, dass das der richtige Weg ist. Es geht nicht um militantes Überzeugen und einen auf Moralapostel machen („Wie, du kaufst immer noch Weintrauben in ’ner Plasteschale?! Geht ja mal gar nicht.“)

Es muss ein Bewusstsein geschaffen werden. Für das Problem an sich und für die vielen verschiedenen Möglichkeiten, es anzugehen und zu lösen. Natürlich rette ich nicht die Welt damit, dass ich H&M, Zara und Co. boykottiere. Aber ich kann anderen von meiner Entscheidung erzählen und damit ein Bewusstsein schaffen. Ich kann inspirieren und animieren. Und jeder andere kann das auch – auch mit kleinen Taten und schrittweisen Veränderungen, die garantiert kein Tropfen auf den heißen Stein sind.