Über Druck & Perfektionismus ♡ ein Leben in der Generation Z

Während andere Kinder im Garten herumrennen, sich auf den Boden werfen oder im Sandkasten spielen, bleibe ich in meinem Zimmer, mache in Ruhe meine Hausaufgaben und lass sie dann von meiner Mama überprüfen.

Es war kein schöner Tag, ich hatte eine schlechte Note bekommen und bin bedrückt nach Hause marschiert. Mein Stolz war verletzt worden, ich hatte so viel gelernt und gemacht, aber für die beste Note hat es nicht gereicht.

Schon als kleines Mädchen eine Perfektionistin

Während andere Kinder sich auf dem Boden und im Matsch wälzten, wurde ich von der panischen Angst, schmutzig zu werden und meine Aufgabe zu vernachlässigen, zurückgehalten. In der Grundschule war meine größte Sorge, keine guten Noten zu bekommen und meine Eltern zu enttäuschen. Manchmal weinte ich deswegen. 8 Jahre alt, nicht spielen und schmutzig machen, sondern perfekt und fleißig sein.

Das Streben nach Perfektion war schon immer ein Teil von mir, aber als ich älter wurde, der Druck immer mehr zunahm, machte es sich noch mehr bemerkbar. Ich entwickelte eine Essstörung, achtete darauf, wie sich mein Äußeres veränderte. Es ging so weit, dass ich um mich herum nichts mehr mitbekam, die guten Noten zum Hauptziel wurden und ich den Kontakt zu Freunden vernachlässigte, bis gar nichts mehr hielt.

Ich bin nicht genug

Die Essstörung und diese Stimmen voller Selbstzweifel, die man im Kopf hat, verschwinden nie wirklich. An manchen Tagen sind sie kaum spürbar und fast vergessen, an anderen wiederum nicht und selbst Jahre später vergleiche ich mich immer noch mit anderen Frauen. Heute mehr denn je, habe ich das Gefühl versagt zu haben, nicht allen Erwartungen gerecht zu werden.

Wenn man als junger Mensch in der Generation Z aufwächst, ist das Streben nach Leistung, perfekt zu sein, jedem zu gefallen, zum Hauptziel geworden.

Wir sind immer online. Teilen alles in unseren Leben über eine Plattform, jeder bekommt unsere Fehltritte und Erfolge mit. Der Leistungsdruck steigt enorm. Heutzutage können wir „alles haben“ und so viele Dinge tun, die früher nicht möglich waren. Das ist ein wundervoller Fortschritt, eröffnete viele Möglichkeiten. „Alles haben“ und im Idealfall noch in seinen 20er.

Paradox of choice: Vom Fluch, alles haben zu können

Doch in den meisten Fällen sind wir mit der Fülle an Informationen und Angeboten überfordert und treffen am Ende keine Entscheidung, aus Angst wir könnte die Falsche wählen. Dieses Phänomen wird auch als „Paradox of choice“ bezeichnet. In der Feldstudie von Sheena Iyergor und Mark Lepper aus dem Jahr 2000 wurde fest gestellt, dass „weniger mehr ist“.

In den meisten Fällen ist unser Gehirn mit den zahlreichen Auswahlmöglichkeiten überfordert, Unsicherheiten und Ängste treten ein.

Früher hab ich dieses Phänomen nie verstanden. Die tollen Angebote und Chancen sind doch breit gefächert, warum sollte man da Angst bekommen, eine Entscheidung zu treffen? Aber mittlerweile, da ich überrollt werde von Angeboten, macht es mir Angst. Bereitet mir sogar richtige Panik. Wenn du dich für einen Weg entscheidest, klingt im nächsten Moment ein anderer besser.

In den Moment, in dem wir die Möglichkeit bekamen, alles zu haben, hieß es auch alles und nicht „entweder, oder“. Über soziale Medien wird uns das (scheinbare) perfekte Leben jeden Tag erneut vor Augen geführt, was derjenige alles erreicht hat und im besten Fall vertreten sie das gleiche Alter.

Der Druck perfekt zu sein, wird immer lauter. Die Abhängigkeit von Likes und Klicks wird belastender.

WOW und was heißt das jetzt?

Was bedeutet es, ein Teil der Generation Z zu sein?

Man muss lernen, Erfolg neu zu definieren und nicht abhängig von anderen machen. Du hast nur dieses einzige Leben und es ist unmöglich, alles zu machen und alles zu sein, in einer so kurzen Zeitspanne.

Ja, ich bin eine Perfektionistin – mich plagen Selbstzweifel hinsichtlich meiner eigenen beruflichen und persönlichen Fähigkeiten, Leistungen und Erfolge, weil ich nicht fähig bin, diese zu sehen und anzuerkennen. Aber all das gehört zu meiner Persönlichkeit dazu, auch die Tatsache, dass ich mich mit anderen vergleiche.

Wir sollten uns nicht von den gesellschaftlichen Vorstellungen unter Druck setzten lassen und schon gar nicht mit Menschen auf Online-Plattformen vergleichen! Deren Leben ist nicht perfekt, nur weil sie versuchen, diesen Anschein zu erwecken.

Generation Z heißt: immer online, immer alles teilen. Es gibt keine Zeit mehr abzuschalten und runter zu fahren, wir müssen alles erreichen, das Beste aus jeder Entscheidung herausholen und als Sieger hervorgehen.

In der Generation Z zu leben ist gleichzeitig anstrengend und wundervoll.

Ja, wir haben sehr viele Möglichkeiten und können viele Chancen ergreifen, die früher nie möglich gewesen wären. Aber so einfach und leicht, wie es von anderen Menschen gezeigt wird, ist es nicht. Ein Teil davon zu sein ist belastend und an manchen Tagen Überforderung pur.

Aber ich denke, wir bereichern die Welt, versuchen sie besser zu machen und kreieren sie jeden Tag, mit jeder Entscheidung, die wir treffen, neu.

Es gibt keinen exakten Zeitplan, kein Datum, wann wir alles erreicht haben sollen.

Der Druck, den wir uns selbst machen, verringert die Zeit, die wir haben. Wir müssen loslassen und jede Chance ergreifen, die kommt, auch wenn diese von dem Hauptweg abweicht.

Und irgendwann vielleicht, werde ich ein kleines Mädchen morgens zur Schule schicken und ihr hinterherrufen:

„Viel Spaß in der Schule und hab keine Angst vor schlechten Noten oder dich dreckig zu machen, wir haben eine Waschmaschine und Taschentücher!“

 

 

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