Von Äpfeln und Birnen und #fürmehrrealitätaufinstagram ♡ Warum gewisse Vergleiche einfach hinken.

Gestern Abend – kurz vor dem Einschlafen – las ich noch ein paar Zeilen in dem Buch, das gerade auf meinem Nachttisch liegt*. Ich war schon irgendwo zwischen wach und schlafend, als plötzlich ein Satz an mir vorbei schwamm, der mich vom einen zum anderen Moment zurück ins Reich der Lebenden holte:

„Der Grund, warum wir mit Unsicherheit kämpfen, ist, dass wir unser Chaos hinter den Kulissen mit dem Zusammenschnitt der besten Szenen anderer Leute vergleichen.“ – Steve Furtick


Fuck! Wie viel Wahrheit kann man eigentlich in eine Aussage packen? Und wie „on point“ kann ein Satz sein? Auch jetzt noch bin ich völlig geflashed von den Worten, die ich mir in den nächsten Tagen wohl noch irgendwo – gut sichtbar natürlich – aufhängen werden.

Dieser Herr Furtick – wer auch immer er sein mag, ich hab nicht weiter zu ihm recherchiert – spricht mir damit wirklich aus den Tiefen meiner Seele und fasst eine Thematik mit so wenigen treffenden Worten zusammen, mit der ich mich nun schon eine ganze Weile beschäftige. Erst letzte Woche habe ich mich wieder mit meinem Businessbuddy Celsy darüber unterhalten.

Das ewige Vergleichen mit anderen.

Es ging darum, dass wir alle ständig sehr viel Zeit und Energie dafür verschwenden, uns mit anderen zu vergleichen. In unserem Fall mit anderen Autorinnen, die in einem ähnlichen „Feld“ wie wir unterwegs sind. Ich für meinen Teil versuche seit geraumer Zeit, mich davon zu lösen, denn: Man kann einfach keine Äpfel mit Birnen vergleichen! Wir alle sind von Grund auf verschieden und allein deswegen überhaupt nicht miteinander vergleichbar.

Es ist schlichtweg nicht möglich.

Doch nicht nur, weil wir alle Individuen mit eigenen Ideen, Herangehensweisen und Einstellungen sind, sondern auch, weil wir alle die Möglichkeit haben, selbst zu bestimmen, wie wir von anderen wahrgenommen werden wollen.

Für mehr „Realität“ auf Instagram?!

Nehmen wir das Beispiel Instagram – einfach, weil es sich so herrlich eignet und in meinem Fall eigentlich omnipräsent ist.

Ich will ehrlich sein: Wenn ich mittlerweile den Hashtag #fürmehrrealitätaufinstagram lese, krieg‘ ich Puls. Die Annahme, irgendjemand zeige auf Instagram die „Realität“, ist in meinen Augen schlichtweg lächerlich. Warum? Weil Instagram Instagram ist UND NICHT DIE REALITÄT.

Diese spielt sich außerhalb des Smartphone-Displays ab. Abseits von Hashtags, Filtern und Stories. Und auch wenn eine Person, der ich folge, ihren chaotischen Schreibtisch fotografiert und mit besagtem Hashtag hochlädt, ist das für mich keine Realität. Es ist immer noch ein kuratierter Inhalt. Eine Momentaufnahme aus ihrem Leben, den sie bewusst ausgewählt und inszeniert hat. Eben nicht das „Chaos hinter den Kulissen“, sondern der „Zusammenschnitt“, um es mit den oben zitierten Worten von Steve Furtick zu sagen.

Verzerrung der Realität oder doch bloß Selbstschutz?

Ein Beispiel aus meiner eigenen Erfahrungswelt: Ich habe letzte Woche ein echt beschissenes Erlebnis gehabt. Ich könnte mich jetzt #fürmehrrealitätaufinstagram entscheiden und darüber berichten; mich verletzlich zeigen, einen „Blick hinter die Kulissen“ zulassen.

Mache ich aber nicht. Nicht, weil ich nicht schwach wirken oder angreifbar sein will. Auch nicht, weil das Thema wenig „instagramable“ ist und nur eine Handvoll Likes bringen würde. Sondern weil das Erlebte privat ist. Und privat ist auf meinem Instagram-Account Tabu.

Stattdessen berichte ich lieber über meine beruflichen Erfolge (manchmal sogar Misserfolge!) und poste sommerliche Bilder aus der Natur. Das sieht nicht nur hübsch aus, sondern verzerrt natürlich auch die Realität ein großes Stück weit.

Und genau das ist der Punkt: Ich liefere wie viele, viele andere auch einen „Zusammenschnitt der besten Szenen“. In meinem Fall tue ich das, um meine Privatsphäre und die der Menschen um mich herum zu schützen. Andere tun es vielleicht, weil sie so besser ein Produkt oder ihre eigene (Personen-)Marke verkaufen können; also aus geschäftlichen Gründen. Und wieder andere wollen eben auf Instagram nur the sunny side of life präsentieren. Lassen wir ihnen also ihren Spaß. Es ist okay!

Wichtig ist aus meiner Sicht nur, dass wir uns immer und immer und immer wieder eines klar vor Augen führen: Egal wie oft die Rede von dieser ominösen „Realität“ auf Instagram ist – das, was  wir da sehen, kann gar keine Realität sein. Es ist maximal ein Abbild von dieser; wie gesagt: Ein kuratives, gefiltertes und bruchstückhaftes Abbild wohl bemerkt.

Mit wem oder was willst du dich also vergleichen?

Kommen wir noch einmal zurück zu dem, über das ich mich mit Celsy unterhalten habe; also die Gewohnheit, sich ständig mit anderen zu vergleichen. Genau genommen vergleichen wir uns ja nicht einmal mit Kollegen/Konkurrenten/menschlichen Lebewesen, wir vergleichen uns mit deren Social Media-Präsenz! Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen.

Ich meine, wie verrückt ist das eigentlich? Wir können nicht mal mit gutem Gewissen sagen: „Puh, die_der ist ja mal mega-erfolgreich und so viel besser als ich!“, weil wir es nicht wissen! Wir vermuten es bloß, weil der entsprechende Feed etwas derartiges suggeriert.

Merkst du, worauf ich hinaus will? Was das Absurde an dieser Geschichte ist? Wir vergleichen nicht nur Äpfel mit Birnen, wir vergleichen analoge Äpfel (womöglich die mit den Fallflecken) mit der digitalen Darstellung einer Birne! Mit einer Darstellung, die nach Lust und Laune angepasst, optimiert und bearbeitet werden kann, um besonders appetitlich zu wirken.

Mit wem (oder was) willst du dich also vergleichen? Mit dieser digitalen Darstellung oder einer realen Person?

Inspiration statt Einschüchterung

Meine Empfehlung: Mit nichts von beidem. Denn Vergleiche bringen außer schlechter Laune meist gar nichts mit sich.

Überhaupt: Was bringt es uns, angeblich zu wissen, ob wir schlechter, besser oder gleich gut sind? Was bedeutet das für unser Business? Für unsere Persönlichkeit? Für unsere weitere Entwicklung? Für unsere Beziehungen? Ist es ein Grund, uns zurückzulehnen? Jetzt erst recht alles zu geben? Oder das Handtuch hinzuwerfen? Warum sollten andere Personen (oder deren Instagram-Accounts) solche schwerwiegenden Entscheidungen treffen?

Das ist verdammt noch mal unsere eigene Angelegenheit! Oder etwa nicht?

Also lass dich bitte von nichts und niemandem einschüchtern und verunsichern, sondern höchstens inspirieren und motivieren.

Und vergiss bitte auch nicht, dass auch diese großartige „Realität“ auf Instagram immer (!) kuratierter Inhalt ist. Wenn wir wirklich unser reales Leben präsentieren wöllten, dann müssten wir überall um uns herum Kameras installieren und 24/7 live ins Internet streamen.

Gruselige Vorstellung, oder?

 

(* = Affiliate Link)

Kommentare

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