Wege in die Selbstständigkeit: 6 Interviews über den Start ins eigene Business

Dass ich selbst einen eher unkonventionellen Weg in die Selbstständigkeit gewählt habe – nämlich den in Form einer Arschbombe – habe ich bereits an mehreren Stellen ausführlich erörtert (beispielsweise hier). Heute möchte ich anderen Menschen eine Bühne bieten, die sich für uns die Zeit genommen haben, ihren Werdegang zu beschreiben. Das Ergebnis sind sechs Kurz-Interviews mit Menschen aus meinem Netzwerk, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Von der Ladeneröffnung während der Coronakrise über die Gründung mit PTBS bis hin zum Wagnis, die Berliner Startup-Szene zu portraitieren – jeder Weg in die Selbstständigkeit ist anders und jeder ist spannend. Doch lies am besten selbst…

#1 Kevin, Gründer vom Onlinemagazin Junge Gründer

Kevin Pflock, (c) Wiebke Heffter Fotografie

Kevin ist nicht nur einer meiner treuesten Kunden, sondern über die Jahre auch ein wichtiger Business Buddy für mich geworden, mit dem ich in engem Kontakt stehe. Ich schätze seine stets nüchterne Sichtweise auf viele Dinge, bei denen ich schnell zu Über-Emotionalisierung neige.

Wer bist du und was machst du?

Hi, ich bin Kevin, 31 Jahre alt und wohne in Leipzig. Ich betreibe das Onlinemagazin Junge Gründer, mit dem wir angehenden Gründerinnen und Gründern helfen, ihr Unternehmen zu gründen. Außerdem beschäftigen wir uns mit Themen, die oftmals nach einer Gründung auftauchen und gelöst werden wollen.

Seit wann bist du selbstständig?

Ich bin seit rund 10 Jahren selbstständig und habe während meines Studiums zunächst nebenbei gegründet. Nach einer Zeit musste das Studium der Vollzeit-Gründung weichen. Ein Schritt, den ich bis heute nicht bereut habe.

Warum bist du selbstständig?

Aus zwei Gründen: 1. um anderen Menschen zu helfen, ihren Traum vom eigenen Unternehmen wahr werden zu lassen und 2. um die Freiheit, die eine Selbstständigkeit mit sich bringen kann, zu nutzen und zu genießen.

Wie sah dein Weg in die Selbstständigkeit aus?

Um neue Eindrücke zu sammeln, bin ich 2011 nach Berlin gegangen. Die dort aufkeimende Startup-Szene hat mich von Anfang an fasziniert und beeindruckt. Um dort als junger Mensch Fuß zu fassen, habe ich mir damals die Domain junge-gruender.de gesichert und zunächst Interviews mit Menschen aus der Startup-Szene veröffentlicht.

Nach einiger Zeit bin dazu übergegangen, Wissen auf der Website zu sammeln und gründungsinteressierten Personen aufzuzeigen, wie man z. B. eine UG gründet oder das ideale Geschäftskonto für sein Unternehmen finde.

Welche Hürden musstest du dabei meistern und wie ist dir das gelungen?

In der Anfangszeit meiner Karriere war die größte Hürde sicherlich, mit Menschen ins Gespräch zu kommen, die 10 – 15 Jahre älter als ich und beruflich auf einem anderen Level waren. Durch die Interviews aus der Anfangszeit auf Junge Gründer konnte ich diesen Menschen aber etwas zurückgeben und so wurde der Kontakt meistens erleichtert.

In jüngerer Vergangenheit war es eine Hürde, einzusehen, dass einer Erweiterung des Geschäftsmodells von Junge Gründer vom Markt nicht angenommen wurde und die entsprechenden Schlussfolgerungen zu ziehen.

Mein Tipp hierbei: Das eigene Ego zurückstellen, die Situation frühzeitig erkennen und handeln. Denn nur der Markt aka. deine Kunden bestimmen, was sie kaufen wollen.

#2 Celsy Dehnert, freiberufliche Texterin, Dozentin und Gründerin von Eine fixe Idee

Celsy Dehnert, (c) Fantassja Fotodesign Tassja Rother

Celsy gehört zu meinen ältesten beruflichen Kontakten und ist über die Jahre zu einer sehr wichtigen Freundin für mich geworden. Ich schätze ihre Expertise auf vielen Ebenen und bin so froh darüber, dass sie mir immer ihr Ohr leiht, wenn ich eins brauche.

Wer bist du und was machst du?

Ich bin Celsy Dehnert, Jahrgang 1990, bekennende Kaffee-Junkie und Weinliebhaberin. Freiberuflich bin ich als Online-Journalistin und Dozentin tätig. Ich schreibe also Longform-Content für Websites und Online-Magazine und gebe Workshops. Meine Themenschwerpunkte unterscheiden sich je nach Tätigkeit. Während sich meine Texte primär um Schwangerschaft & Familie, Leben und Wohnen im Alter und mit Behinderung, Dating und Partnerschaft sowie Alltagsfinanzen drehen, gebe ich meine Workshops vor allem zu den Themen Ehrenamt, politische Teilhabe und Öffentlichkeitsarbeit im Ehrenamt.

Seit wann bist du selbstständig?

Gestartet bin ich am 1. März 2016, es sind also jetzt bald sechs Jahre.

Warum bist du selbstständig?

Willst du die halbe oder die ganze Wahrheit? 🙂 Es war ein Sprung ins kalte Wasser. Ursprünglich wollte ich mich nur beruflich umorientieren – von SEO hin zum Copy- und Contentwriting. Als ich in der damaligen Agentur gekündigt hatte, wusste ich allerdings nicht, dass ich schwanger bin. Nun ja, ein schnell wachsender Babybauch machte mir den Bewerbungsprozess schwer. Da ich aber Hauptverdienerin war, musste eine Lösung her. Mein Glück, denn eigentlich hatte ich immer von der Selbstständigkeit geträumt, speziell davon, vom Schreiben zu leben. Also bin ich Kopf voran ins kalte Wasser gesprungen und hab als Freelancerin angefangen.

Wie sah dein Weg in die Selbstständigkeit aus?

Ich glaube, ich habe alles gemacht, was man nicht tun sollte. Tatsächlich bin ich ohne Rücklagen, ohne Startkapital, ohne Netzwerk oder Kontakte gestartet und zwischen der Entscheidung und dem Start lag genau eine Woche. Ich habe mich einfach auf allen gängigen Freelance-Börsen angemeldet, habe dich, Jessi, mit Fragen gelöchert und habe in Facebook-Gruppen nach Aufträgen die Augen offen gehalten. Und dann habe ich mir sehr lange für 1 Cent/Wort Tage und Nächte um die Ohren gehauen.

Welche Hürden musstest du dabei meistern und wie ist dir das gelungen?

Meine größte Hürde war vermutlich, dass mir tatsächlich ein Netzwerk aus potenziellen Kund*innen fehlte, weil ich ja aus meinen vorherigen Jobs keine Kontakte mitgenommen habe. Da half nur Hartnäckigkeit und Durchhaltevermögen. Eine weitere, große Hürde war, dass ich sechs Monate nach Start der Selbstständigkeit zum ersten Mal Mutter wurde. Ich habe sieben Wochen nach der Geburt wieder gearbeitet und diese Zeit im Grunde nur durch viel Kaffee und Durchhaltevermögen durchgestanden. Hilfreich war, dass auch mein Mann – trotz damaliger Ausbildung – in Teilzeitelternzeit gegangen ist und wir uns so unsere Arbeitstage untereinander aufgeteilt haben. Ansonsten war das alles learning by doing. Ich wusste im Grunde nichts über die Selbstständigkeit und das Leben als Unternehmerin, das habe ich mir alles angelesen. Das Buch von Jessi wäre damals überaus praktisch gewesen. 😀

#3 Jacob Stülzebach, Denise und Marcus Rönnert, Gründer*innen vom Modelabel [ot ku’thür]

Jacob Stülzebach, Denise und Marcus Rönnert, (c) [ot ku’thür]

Denise, Jacob und Marcus, die Gründer*innen von [ot ku’thür] kenne ich bisher leider noch nicht persönlich. Doch ich bin mir ziemlich sicher: Wer T-Shirts aus HOLZ herstellt, hat einiges zu erzählen.

Wer seid ihr und was macht ihr?

Wir sind Denise, Jacob und Marcus und haben die Modemarke [ot ku’thür] gegründet. Wir möchten mit unseren Holzshirts und Stickereien auf der Brust für Themen wie Nachhaltigkeit, Vielfalt und unsere Heimat Thüringen sensibilisieren.

Seit wann seid ihr selbstständig?

Im Dezember 2020 ist die Idee entstanden, im April 2021 haben wir das Gewerbe angemeldet.

Warum seid ihr selbstständig?

Aus ganz unterschiedlichen Gründen. Denise, weil sie mit einem Herzensprojekt ein zweites Standbein aufbauen möchte, Jacob, um sich selbst zu verwirklichen und seine Kreativität auszuleben und Marcus, weil er seine eigenen Potentiale und Talente voll ausschöpfen möchte.

Wie sah euer Weg in die Selbstständigkeit aus?

Zum Zeitpunkt der Gründung waren wir alle drei angestellt. Denise als IT-Beraterin in Mannheim, Jacob als Vermessungsingenieur in Dresden und Marcus als Entwicklungsingenieur in Düsseldorf. In der Zwischenzeit sind Jacob und Marcus zurück nach Thüringen gezogen. Marcus hat seinen Job gekündigt und widmet sich nun voll und ganz [ot ku’thür]. Jacob ist nach wie vor in Vollzeit angestellt, kann durch seinen Wohnortwechsel jetzt aber noch effektiver an unserem Projekt arbeiten. Denise hat ihre Arbeitszeit auf 80% reduziert, um mehr Freiraum für die Selbstständigkeit zu haben. 

Welche Hürden musstet ihr dabei meistern und wie ist euch das gelungen?

1. Abhängigkeit von anderen:
Glücklicherweise haben wir viele Menschen gewinnen können, die es gut mit uns meinen. Für die Unterstützung der Handwerkskammer (Gründungsformalitäten, Gewerbeanmeldung), des Arbeitsamts (Arbeitslosengeld, Gründungszuschuss) und der fantastischen Menschen in unserem familiären Umfeld und unserem neuen Netzwerk (THAK, ThEx, Krämerloft etc.) sind wir unendlich dankbar.

2. Pläne ändern sich:
Klar, einen groben Plan zu haben, ist sinnvoll. Allein schon, um einen Kurs festzulegen. Was wir aber auch gelernt haben: Der Kurs kann sich ändern und man sollte sich darauf einstellen, flexibel zu sein. 

3. Nachhaltige & faire Textilproduktion:
Wir haben einen Produzenten gefunden, der uns Klamotten nach unseren Vorstellungen in sehr guter Qualität liefert. Der Weg dahin war allerdings steinig: immer wieder Terminverschiebungen und Preiserhöhungen, mit denen wir umgehen mussten. 

#4 Maria Hohenhausen, Gründerin des Papeterielabels Die Münchner Landpomeranze

Maria Hohenhausen, (c) Jana Tetzlaff

Maria kommt wie ich aus der thüringischen Provinz. Kennengelernt haben wir uns aber nicht etwa an der Schule (zwischen ihrem und meinem Gymnasium herrschte eine regelrechte Rivalität), sondern über das Internet. Ich bewundere sie sehr dafür, wie sie es aus ihrem Blog „heraus“ einen Onlineshop für Papeterie geschaffen hat und immer wieder mit neuen kreativen Ideen um die Ecke kommt.

Wer bist du und was machst du?

Ich bin Maria und in dieses Selbstständigkeits-Ding einfach so reingeschlittert. Das klingt nicht sehr seriös? Nun, das Leben schreibt immer noch die besten Geschichten. Aber von vorn:

Seit ich lesen und schreiben konnte, hegte ich eine innige Beziehung zu Papier. In den wenigen Stunden am Tag, die ich als Kind nicht im Stall oder auf dem Pferderücken verbrachte, verschlang ich mit großer Begeisterung Bücher oder schrieb phantastische Geschichten in mein Tagebuch. Meine Kindheit begleiteten Brieffreundschaften, eine große Füllersammlung und eine ausgeprägte Leidenschaft zu allem, was man beschreiben konnte.

Seit wann bist du selbstständig?

Noch vor etwas mehr als zwei Jahren hatte ich nur einen kleinen Blog, den ich neben meiner eigentlichen Tätigkeit – der Beratung von Kunden in Gastronomie und Hotellerie – mit ganz viel Herzblut betrieb. Denn auch hier konnte ich mich so ausdrücken, wie ich es am besten kann: In Schriftform.

Dass ich nun das kleine Papeterielabel Die Münchner Landpomeranze betreibe und alles auf eine Karte gesetzt habe, lässt mich schmunzeln. Es zeigt gut, mit welcher Kompromisslosigkeit ich Dinge in Angriff nehme, an die ich vorbehaltlos glaube. Gerade einmal sechs Monate, nachdem ich meinen ersten Notizblock entworfen hatte, hängte ich meine Beraterkarriere an den Nagel und beschloss, die Karten neu zu mischen: Vollzeit Papeterie-Queen quasi. Nun feiere ich im Mai 2022 den zweiten Geburtstag des Shops und ich kann auf eine Menge Höhen und spektakuläre Talfahrten zurückschauen.

Klingt jetzt alles ziemlich phantastisch? Das ist es auch. Wenn man dabei ganz bewusst ein paar elementare Dinge ausblendet. 

Wie sah dein Weg in die Selbstständigkeit aus?

Ich hatte keine, also null! Ahnung von Papier, als ich startete, und habe mir alles selbst beigebracht. Das ist überhaupt nicht schlimm, ich bin großer Fan von autodidaktischem Lernen. Im Business kann so etwas aber sehr schnell viel Geld kosten. Ich habe durch diese Blauäugigkeit schon so manchen Euro verbrannt. 

Weil mein Papeterieshop so schnell und ungeplant wuchs, habe ich alle Strukturen nachbauen oder im laufenden Prozess finden oder anpassen müssen. Das ist nicht nur wahnsinnig anstrengend, sondern auch unwirtschaftlich und ineffizient. Alles in allem bin ich kein Vorbild dafür, wie man es richtig macht. Auch, weil ich nicht verschweigen will, das ich von zuhause aus arbeite, weil ich krank bin.

Warum bist du selbstständig?

Ich leide unter einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) mit dissoziativen Zügen und einer generalisierten Angststörung. Meine Leistungsfähigkeit ist eingeschränkt und arbeiten klappt nur in den heimischen vier Wänden. Das geht aber mit meinem kleinen Shop sehr gut. Von Design bis zum Versand geschieht alles bei mir. Und so habe ich mir meine eigene kleine Welt geschaffen, in der ich funktioniere. Oder es eben auch mal nicht muss. Auf dem realen Arbeitsmarkt wäre ich aufgeschmissen. 

Wenn ich eines mit auf den Weg geben möchte, dann: 

Es gibt immer einen Weg für dich. Sei mutig und lasse dich nicht beschränken. Du musst nicht alles gleich perfekt können. Manchmal ist das wichtigste Investment in ein gutes Business ein großer Portion Mut und eine gute Idee. 

#5 Hanna Hohmuth und Lena Kranz, die Gründerinnen von pāwaho und Gründungsgeflüster

Hanna Hohmuth und Lena Kranz, (c) Tom Fülle

Hanna und Lena sind zwei Gründerinnen, die durch das Krämerloft-Netzwerk auf meinem Radar erschienen sind. Die beiden betreiben neben ihrem Unternehmen den Podcast Gründungsgeflüster, in dem sie sehr ausführlich über ihren Weg in die Selbstständigkeit berichten. Die Kurzform gibt es hier bei mir 🙂

Wer seid ihr und was macht ihr?

Wir sind Hanna & Lena, die Gründerinnen von pāwaho und Gründungsgeflüster. Mit pāwaho verleihen wir zum einen durch personalisierte und fair-produzierte Unikate der einzigartigen Bindung zwischen Hund und Besitzer*in Ausdruck. Zum anderen möchten wir den Markt für Trainingszubehör für Hunde revolutionieren und so launchen wir in diesem Jahr unser erstes Produkt aus dieser Reihe: eine innovative Version des herkömmlichen Futterdummys. In unserem Podcast Gründungsgeflüster teilen wir seit der ersten Minute wiederum all unsere Erfahrungen, Learnings sowie emotionalen Hoch- und Tiefpunkte unserer unternehmerischen Reise.

Seit wann seid ihr selbstständig?

Hanna hatte sich bereits 2014 im Bereich Vertrieb selbstständig gemacht und so erste Erfahrungen sammeln dürfen. Mit pāwaho haben wir 2020 erstmalig als Team ein Unternehmen aufgebaut. Das zweite – Gründungsgeflüster – folgte sogleich im Jahr darauf.  

Warum seid ihr selbstständig?

Weil wir große Ziele und Visionen haben und beide gern und viel dafür arbeiten. Es ist ein wunderbares Gefühl, zu wissen, wozu man das alles tut und zu 100% hinter seinen Taten stehen zu können. Wenn sich Arbeit nicht wie Arbeit anfühlt, weiß man, dass man auf dem richtigen Weg ist.

Wie sah euer Weg in die Selbstständigkeit aus?

Wir haben uns erstmalig mit dem Thema Selbstständigkeit bzw. Unternehmertum im Rahmen unseres Uni-Kurses Entrepreneurship an der TU Ilmenau auseinandergesetzt. Über zwei Jahre hinweg haben wir unser erstes fiktives Unternehmen gegründet. Das war auch die Zeit, in der wir uns als Team kennengelernt haben und merken durften, wie gut wir doch zusammen passen – nicht nur auf freundschaftlicher Ebene.

Die nächste Gründungsidee kam Lena dann im Laufe des Trainings mit ihrem Hund Simba. Gemeinsam haben wir dann einen zweiten Anlauf gestartet und aus dem Studium heraus pāwaho gegründet.

Gründungsgeflüster war eher ein unbeabsichtigtes Nebenprodukt der ersten Gründung, da es uns persönlich an authentischen Einblicken hinter die Kulissen von Unternehmer:innen gefehlt hat. Denn am Anfang haben alle die gleichen Fragen: Wie mache ich das alles und wo starte ich? Von erfolgreichen Unternehmer:innen rückblickend zu erfahren, was die größten Learnings und cleversten Schachzüge ihrer steilen Karriere waren, bringt einem Gründungsinteressierten zu Beginn recht wenig. Deswegen haben wir uns getraut und unsere Geschichte von Beginn an erzählt und wachsen nun immer mehr zu einem Netzwerk aus Gründungsinteressierten und Unternehmer:innen heran, innerhalb dessen man sich gegenseitig unterstützt und einen Safe Space für Fragen und Sorgen kreiert.

Welche Hürden musstet ihr dabei meistern und wie ist euch das gelungen?

Der Weg in die Selbstständigkeit besteht aus vielen Berg- und Talfahrten – angefangen beim Ausloten potentieller Markenrechtsverletzungen über ein Feuerwerk an Endorphinen aufgrund der ersten Kundenbestellung einer fremden Person hin zu einer internen Kommunikationskrise. Doch bei all den Rückschlägen sowie immer größer werdenden Unsicherheiten und Fragezeichen darf man nie vergessen, wie weit man bereits gekommen ist und wieso man nicht den „leichteren Weg“ einer Festanstellung gegangen ist. Wenn man für eine Sache brennt, dann kann man alles schaffen. Und wenn man alleine nicht weiterkommt, dann darf man sich auch gerne Hilfe holen und sich so ein starkes Team aufbauen. Nicht zu vergessen: Es ist auch okay, wenn etwas nicht so klappt, wie man sich das gewünscht hat. Denn dann hat man im schlimmsten Fall nur dazugelernt 🙂 

#6 Daniela Jahn, Gründerin der Second Hand-Boutique Danis Kleidergeschichten

Daniela Jahn, (c) Jessika Fichtel

Die Geschichte von Dani und mir begann streng genommen vor mehr als zehn Jahren auf den Konzerten einer in der Region sehr bekannten Party-Coverband. Nach diesen sporadischen Begegnungen passierte lange Zeit… nichts. Bis ich sie im letzten Jahr auf Instagram wieder entdeckte und von da an ihren beruflichen Werdegang genauestens verfolgte. Vor wenigen Wochen fand schließlich das Wiedersehen statt – und seitdem bin ich ein bisschen in sie und ihren Tatendrang verliebt.

Wer bist du und was machst du?

Ich bin Dani, Inhaberin eines secondhand-Lädchens und Wohlfühlortes in Saalfeld/Saale. Dort mache ich alles von Annahme von Klamöttchen (ganz klassisch Ab- und Verkauf auf Kommission) über Social Media bis zur Buchhaltung.

Seit wann bist du selbstständig?

Ich bin selbständig seit Juni 2020 und habe das Lädchen Anhang Juli eröffnet.

Warum bist du selbstständig?

Ich bin selbstständig, weil ich mehr wollte, als ein Angestelltenverhältnis mir gibt. Mehr Freiheit, schnellere Entscheidungen und mehr Kreativität. Natürlich auch mehr Flexibilität. Mehr Verantwortung. Das habe ich alles bekommen.

Wie sah dein Weg in die Selbstständigkeit aus?

Mein Weg war so holprig, wie ich es mir nie hätte denken können. Der Entschluss stand, als es Corona noch nicht gab. Anfang Januar 2020 kündigte ich meinen AV. Im Mai wollte ich eröffnen, doch da war der Lockdown. Ich verschob um einen Monat. Seither habe ich wie alle Händler 2G, 3G und Schließzeiten durchlebt. Doch ist das vor allem nach einer Neugründung eine Katastrophe. Es wirft einen nach zurück, finanziell wie auch mental.

Wie ist dir das Meistern dieser Hürden gelungen?

Durch Kreativität und Optimismus. Ich gab nicht auf und traute mich an Social Media heran. Mittlerweile habe ich eine kleine Community, die gern bei mir bestellen, doch auch die Kundin aus der Nachbarschaft lässt sich gern inspirieren und kommt, weil sie etwas in der Story sieht, ins Lädchen. Als niemand kommen durfte oder nicht alle, habe ich zudem einen kleinen Lieferservice entwickelt. Ich habe Strecken gepostet, die ich fahre. Meine Kundinnen konnten die erspähten Teile so direkt bekommen oder sich sogar mit Überraschungskisten einen schönen Tag machen. Das war der Hit zum Heiligabend 2020, den ich so einigen Mädels versüßen konnte.


Nochmals vielen Dank an alle Gründerinnen und Gründer, dass ihr euch die Zeit genommen habt, um meine Fragen zu beantworten.