Wandern in Thüringen: Unterwegs auf dem nördlichsten Abschnitt der SaaleHorizontale

Die SaaleHorizontale bei Jena ist eine dieser Perlen, die jahrelang direkt vor meiner Nase lagen und die ich nie als solche erkannte. Ich musste mich erst in einen Typen aus dem Thüringer Holzland verlieben, um von diesem unfassbar schönen Panorama-Wanderweg hoch über der Saale zu erfahren. Die SaaleHorizontale versteht es meisterhaft, atemberaubende Ausblicke mit herrlich ausgetretenen Wanderpfaden an steilen Hängen zu kombinieren – eine Mischung, mit der man mich garantiert kriegt! Und so bin ich immer wieder aufs Neue begeistert, wenn wir ein Stück auf der 91 km langen SaaleHorizontale wandern – so wie vor wenigen Wochen, als wir an einem überraschend warmen Tag im Spätherbst den nördlichsten Zipfel der Route abliefen und dabei allerhand Schönes entdecken durften.

Abschnitt 1: Von Golmsdorf nach Dorndorf

Unsere Rundwanderung begann in Golmsdorf. Du kannst aber auch an jedem anderen Punkt in die Tour einsteigen. Eine detaillierte Beschreibung findest du bei Komoot.

Vom Parkplatz aus ging es nur wenige Meter durch den Ort und dann direkt in die Natur. Ein Wiesenweg führte uns am Waldrand entlang hoch zu einer Kuhweide. Diese links liegen lassend wanderten wir durch den herbstlichen Wald stetig bergauf.

Wandern entlang von Kuhweiden – fast wie in den Alpen 🙂

Als wir in einen Hohlweg abbogen, wurde es zum ersten Mal steil und damit auch schweißtreibend – erst recht bei 20 Grad im Oktober. Oben angekommen trafen wir schließlich auf die SaaleHorizontale.

links: meine beiden Wanderbuddies aka. Wandern mit Kleinkind, rechts: das Symbol der SaaleHorizontale am Baum

Wir folgten dem Wanderweg auf der sogenannten Sophienterrasse in Richtung Dorndorf und genossen ein paar erste atemberaubende Aussichten auf das Saaletal zu unseren Füßen, das in warmes Herbstlicht getaucht war.

So schön ist Wandern in Thüringen
Ausgetretene, schmale Hangpfade wie dieser sind charakteristisch für die SaaleHorizontale und der Grund, warum Fahrräder hier verboten sind.
Vorne schlängelt sich die Saale durch die Bäume, hinten liegt Jena im Dunst und umrahmt von den Kernbergen, die ebenfalls Teil der SaaleHorizontale sind

Abschnitt 2: Von Dorndorf zu den Dornburger Schlössern

Nach Dorndorf ging es wieder bergab – denn hier kreuzten wir die Saale zum ersten Mal. Über die imposante Carl-Alenxander-Brücke ging es rüber aufs andere Ufer und direkt hinein ins malerische Dornburg. Um hoch zu den Dornburger Schlössern zu gelangen, kannst du entweder die Treppe oder einen Waldweg wählen. Wir entschieden uns für Letzteres und genossen den sportlichen Aufstieg auf weichem Boden.

Blick auf die Dornburger Schlösser, einem Ensemble aus drei Schlössern unterschiedlicher Architekturepochen

Abschnitt 3: Von den Dornburger Schlössern nach Neuengönna

Die Dornburger Schlösser sind ein Ausflugsziel für sich, das wir an diesem Tag bewusst ausließen. Im Vorbeigehen wurden die malerischen Bauwerke kurz bestaunt, doch dann ging es über einen kurzen Wiesenabschnitt direkt wieder in den Wald hoch über der Saale.

links: Dornburg hält viele charmante Details für Besucher:innen bereit, rechts: das pittoreske Rokokoschloss

Unsere Mittagspause machten wir auf einer traumhaft schönen Streuobstwiese. Weil wir auf diesem Streckenabschnitt keine Sitzbank fanden, machten wir es uns kurzerhand auf einer umgedrehten alten Badewanne bequem, die hier sicherlich als Tränke für weidende Kühe genutzt wird.

I have this thing with Streuobstwiesen…
Unsere Rast auf einer rostigen Badewanne

Nach einer ausgiebigen Stärkung, etwas Entspannung für uns Eltern und „Auslauf“ fürs Kleinkind, das in der Kraxe mitwanderte, ging es von der Streuobstwiese abermals bergab. Als unser Wanderweg schließlich eine Straße kreuzt, wurden wir auf ein Schild aufmerksam, das glücklicherweise in die gleiche Richtung zeigte, in die wir laufen mussten und auf „Ellas Lädchen“ hinwies. Unsere Neugierde war geweckt und so ging es direkt weiter nach Neuengönna.

Abschnitt 4: Von Neuengönna nach Porstendorf

Wir wurden nicht enttäuscht, denn hier in Neuengönna, einem typisch Thüringischen Örtchen, fanden wir ein wahres Kleinod, das mein Herz höher schlagen ließ. Ellas Lädchen ist eine Art Mini-Hofladen, in dem du neben regionalen und saisonalen Produkten auch ausgewählte Bücher und (ganz zu unserer Freude an diesem echt warmen Tag) Eis kaufen kannst.

Unser absoluter Glücksfund auf der Wanderung: Ellas Lädchen
Ellas Lädchen von innen

Nach einem kurzen Plausch mit Inhaber Tim und mit zwei Eisbecherchen in den Händen machten wir uns motiviert auf zum letzten Anstieg der Wanderung, der nochmal alles von mir forderte. Oben auf dem Kamm der SaaleHorizontale angelangt wurden wir abermals mit tollen Aussichten und wunderschönen Landschaften belohnt.

Über eine weitläufige Wiese wandernd ging es schließlich wieder bergab in Richtung Porstendorf, wo wir erneut auf die Saale trafen und die SaaleHorizontale wieder verließen.

Abschnitt 5: Von Porstendorf nach Golmsdorf

Der letzte Abschnitt ab Porstendorf ist wenig spannend. Auf Asphalt ging es nun zurück nach Golmsdorf.

Als wir wieder am Auto ankamen, hatten wir 15,4 Kilometer und rund 400 Höhenmeter verteilt auf drei Auf- und Abstiege hinter uns gebracht. Die gesamte Tour war gut mit Kleinkind und Kraxe zu bewältigen.

Die Erschöpfung, die meinen Körper eingenommen hatte, wurde ergänzt von purer Euphorie und der Freude darüber, auf der Wanderung unzählige Eindrücke und Erinnerungen gesammelt und im Herzen abgespeichert zu haben.

Genau das ist es, was das Wandern (in Thüringen) für mich zu etwas so Besonderem macht.