Vom Suchen und Finden des Glücks ♡ Sommer in Schwedisch-Lappland.

Sommerurlaub in Schwedisch-Lappland

Das Wasser um mich herum ist still. Nur winzig kleine Wellen, die die leichte Brise heraufbeschworen hat, tänzeln über die Oberfläche und erinnern mich daran, dass alles in Bewegung ist. Zu jeder Zeit. Die Sonne scheint mir warm auf den Rücken, lässt den Fluss glitzern und funkeln. Fast lautlos schwebt das Kanu – so scheint es zumindest – durch ein Meer aus Diamanten. Es ist ruhig und friedlich. Ich bin glücklich und dankbar.

Sommer in Schweden – das ist für mich vor allem eins: Das Gefühl haben, dass alles richtig ist. Dass ich nichts verpasse, weil alles, was ich brauche, direkt vor meiner Nase herumtanzt. Dass ich zur Ruhe kommen und das Gedankenkarussell in meinem Kopf anhalten kann. Weil es in Ordnung ist, die Kontrolle für eine Weile abzugeben.
Holzhütte in Lappland

Mein Sommer im hohen Norden.

Es ist mein zweiter Sommer in Schweden. Nachdem wir im letzten Jahr in der Mitte des Landes unterwegs waren, hat es uns nun in den hohen Norden verschlagen. Nach Schwedisch-Lappland, eine Region, die so pur, so schnörkellos und gleichzeitig so wunderschön ist wie kaum ein Ort, an den ich bisher gereist bin.

Unser Airbnb liegt nahe der Ortschaft Harads, direkt am Fluss Lule Älv, der in Luleå in die Ostsee mündet. Luleå (das å spricht man übrigens wie ein o) war unser Tor nach Lappland. Hier ist unser Flieger aus Stockholm gelandet und von hier aus sind wir mit dem Mietwagen gestartet, ehe wir eine Stunde später unser ganz persönliches kleines Paradies gefunden haben.

Die Hütte am Fluss – oder: Das Haus der Wünsche.

Irgendwann fing ich an, unsere Hütte am Fluss (in Anlehnung an Harry Potter) das „Haus der Wünsche“ zu nennen. Zum einen, weil „Hütte“ in diesem Fall fast schon eine Beleidigung war und zum anderen, weil wir hier einfach alles fanden, was wir suchten (manchmal sogar ohne zu wissen, dass wir es brauchten).

Und so paddelten wir mit Kanus auf dem ruhigen Fluss direkt vor unserer Haustür, der aussah wie ein See, spielten abends Darts, wateten mit Gummistiefeln durch Schlick und rutschten auf einem Plasteschlitten die nahe gelegene Sanddüne herunter.

Dazwischen genossen wir die schwedische August-Sonne, die auch hier oben noch überraschend viel Kraft hat, lasen Bücher und machten verschiedene Ausflüge.

Ausflüge in Schwedisch-Lappland.

Du denkst, in Lappland erwarten dich nur endlose Weiten? Keinesfalls. Wir konnten in sieben Tagen auch ein paar wirklich spannende und abwechslungsreiche Ausflüge in Norrbotten machen, die uns gezeigt haben: Lappland ist auch im Sommer eine Reise wert!

Das Kirchendorf Gammelstad bei Luleå

Nachdem wir unbedingt nach Finnland fahren mussten und dafür einen halben Tag geopfert hatten (frag‘ nicht…), nutzten wir die zweite Hälfte, um das berühmte Kirchendorf bei Luleå zu besuchen. Schon während unserer Reisevorbereitungen kristallisierte sich schnell heraus, dass das wohl der heiße Shit der Region sein muss – immerhin trägt die „Gammelstad“ (schwedisch für „Altstadt“) den Titel UNESCO-Weltkulturerbe und wird auf zahlreichen Blogs als Must-Visit angepriesen.

Kirchendorf Gammelstad bei Lulea

Nun, das Kirchendorf bei Luleå ist zweifelsfrei einen Besuch wert, aber der absolute Oberkracher ist es nicht…  Faszinierender als die aneinandergereihten roten Holzhütten fand ich die Geschichte der Gammelstad. Diese entstand – wie viele vergleichbare Orte in Skandinavien – weil die Menschen, die in Nord-Schweden weit verstreut lebten und immer noch leben, nach dem Kirchengang eine Unterkunft brauchten. Die Kirchenstädte waren jedoch nicht bloß die Vorläufer der modernen Airbnbs, sondern auch Orte, an denen Klatsch und Tratsch ausgetauscht, Handel betrieben und soziale Kontakte (zum anderen Geschlecht) geknüpft wurden.

Die Stromschnellen Storsforsen und der „geheime“ Badespot

Eine echte Überraschung war unser Ausflug zu den Storsforsen. Denn hier erwarteten uns nicht nur Stromschnellen, die zu den mächtigsten Skandinaviens gehören, sondern auch ein atemberaubend schönes Naturreservat inklusive einer Bademöglichkeit, die es wirklich in sich hat.

Storsforsen Stromschnellen in Lappland

Das Wasser, das nicht über den Hauptstrom nach unten prasselt, sondern sich seinen Weg durch die benachbarten Felsen sucht, staut sich direkt neben den Stromschnellen zu mehreren kleinen Becken, in denen du dich abkühlen kannst. Abgerundet wird dieser Badespot, der zwar kein Geheimtipp ist, aber uns trotzdem total überrascht hat, von meterhohen Klippen, von denen aus du ins Wasser hüpfen kannst (keine Sorgen, für die Angsthasen – so wie mich – gibt es auch die „Beckenrand-Variante“, die ebenfalls zuverlässig Glücksgefühle freisetzt).

Der Polarkreis

Recht unspektakulär, aber dennoch ein „Must-Do“ in Schwedisch-Lappland ist die Überquerung des Polarkreises. Das Gefühl, soooooo weit oben auf der Welt zu sein, war schon ziemlich cool.

Das Flugzeugwrack bei Porjus

Der Freund und ich nutzen wahnsinnig gern die Geocaching-Plattform, um im Urlaub coole Orte abseits bekannter Pfade zu entdecken. Auch in Schwedisch-Lappland wurden wir nicht enttäuscht, denn hier stießen wir durch unser Hobby auf ein altes Flugzeugwrack, das im zweiten Weltkrieg nahe der Stadt Porjus abgestürzt ist.

Flugzeugwrack bei Porjus Schwedisch-Lappland

Sehenswert war jedoch nicht nur das Ziel unserer kleinen Wanderung, sondern auch der Weg dorthin – er führte nämlich durch mooriges Gebiet und über endlos lange Holzplanken, die wir schon aus dem Store Mosse Nationalpark in Smaland kannten.

Nationalpark Muddus

Von diesem Stop (den wir nach der Polarkreisüberquerung und der Wanderung zum Flugzeugwrack einlegten) habe ich mir überhaupt nichts erhofft – denn ehrlich gesagt war ich an diesem Tag schon ganz schön durch und sehnte mich nach Entspannung auf der Terrasse. Doch dann kam es, wie es eigentlich immer kommt, wenn die Erwartungen gering sind: Man wird regelrecht vom Hocker gehauen!

Nationalpark Muddus Schwedisch-Lappland

Der Nationalpark Muddus lädt zu kurzen oder auch ausgedehnten Wanderungen ein und zeigte sich uns schon nach wenigen Minuten von seiner vielfältigen Seite. Wieder mal Planken, dazu Felsen, Heide, Moor, Brücken und viel Wasser. Zum krönenden Abschluss zeigte sich uns sogar eine kleine Rentier-Herde, die erst vor uns über die Straße lief und dann durch den Wald streifte. Magisch!

Das Sanatorium bei Sandträsk

Noch so ein Ort, den wir durch’s Geocaching entdeckt haben! Während ich das leerstehende Sanatorium nur so mittel-spannend fand, ließ das benachbarte (ebenfalls verlassene) Gewächshaus mein Herzchen wirklich höher schlagen. Das war ein Ausflugsziel ganz nach meinem Geschmack!

verlassenes Gewächshaus in Schwedisch-Lappland

Und nur einen Steinwurf entfernt gab es sogar noch eine alte Minigolf-Anlage, die vermuten ließ,  dass hier bis vor wenigen Jahren noch reger Betrieb geherrscht haben muss.

Wenn die Sonne nie richtig untergeht und Rentiere am Straßenrand grasen

Die Sommertage in Schwedisch-Lapland haben etwas Unendliches – wahrscheinlich auch, weil es in den Nächten nie wirklich dunkel wird und hier jegliche Hektik überflüssig ist.

Das denken sich vermutlich auch die Rentiere, die hier seelenruhig am Straßenrand stehen und Gras naschen. Nähert sich ein Auto, wird dieses maximal mit einem trägen Blick nach oben zur Kenntnis genommen, ehe sich die Tiere wieder ihrem Snack widmen.

Wir hatten das große Glück, gleich zwei Mal Rentieren zu begegnen. Beide Male waren für mich so magisch und einzigartig, dass es mir schwer fällt, sie in Worte zu fassen. Ich war auf jeden Fall ganz schön aus dem Häuschen, als ich diese Tiere in freier Wildbahn sah (und: Nein, der Weihnachtsmann  war nicht in der Nähe).

Rentiere Nationalpark Muddus

Wenn ich nicht wegen Wildtieren am Straßenrand eskaliert bin und wir keine unverschämt schönen Orte in der Umgebung besucht haben, lagen wir auf unserer Terrasse, gingen in die Sauna, sammelten Himbeeren und hatten einfach eine verdammt gute Offline-Zeit.

Himbeeren sammeln in Schwedisch-Lappland

Ich wollte diese wundervollen Tage unbedingt auskosten, genießen, wirklich erleben und ihnen den Raum geben, um sich in mein Langzeitgedächtnis einzugraben. Denn das ist so viel kostbarer als jeder durchfrisierte Instagram-Feed. #collectmomentsnotthings im real life sozusagen.

Hin und wieder machte ich sogar etwas noch viel Verrückteres: Ich hielt einfach nur inne und tat gar nichts. Ich saß oder lag nur da und lauschte der Natur. In Schwedisch-Lappland ist es ruhig, aber es ist nie lautlos. Irgendwo sitzt immer ein Vogel, der zwitschert, fängt ein Fisch ein Insekt oder fährt ein Windhauch durch die Äste der dünnen Birken, die es hier zuhauf gibt. Und ja – manchmal hört man auch ein Auto, das über die Landstraße fährt. Die Region ist zwar dünn besiedelt, aber sie ist nicht verlassen.

Sommerurlaub in Schwedisch-Lappland