Bewusster konsumieren ♡ Warum ich mich 2020 in Verzicht übe

Wenn ich an mein Konsumverhalten der letzten Monate denke, dann könnte ich augenblicklich anfangen, hysterisch zu lachen. Auf der einen Seite predige ich hier einen nachhaltigen Lifestyle, damit wir alle gemeinschaftlich den Planeten retten (mindestens!) und auf der anderen Seite habe ich zuletzt gekauft wie eine Wahnsinnige.

Nicht nur unnötig viel, sondern teilweise ohne auch nur eine Sekunde lang darüber nachzudenken.

Der riesige Berg Kartons, der sich in der Vergangenheit auf meinem Kleiderschrank aufgetürmt hat, hat mir das nicht nur eindrucksvoll vor Augen geführt, sondern auch noch – als wäre die Situation nicht schon beschämend genug – immer leise hämisch gelacht, wenn ich an ihm vorbei gelaufen bin (ich schwöre!).

Ein Jahr lang kein Konsum?!

Als mir das alles vor ziemlich genau einem Monat bewusst wurde, sinnierte ich öffentlich auf Instagram über eine (mögliche?) Lösung meines sündhaften Konsums:

Würde ich es schaffen, ein Jahr lang wirklich nur die Dinge zu kaufen, die ich wirklich (also so wirklich wirklich) brauche?

Überraschenderweise entstand unter dem Posting schnell eine interessante Diskussion, die mir verschiedene Erkenntnisse vor Augen führten:

  1. Ich bin nicht allein mit meinem Problem
  2. die eigentliche Crux dieses Themas: Ich kaufe sehr oft nicht, weil ich etwas brauche oder einfach haben will, sondern um mich zu belohnen – und das möchte ich schlichtweg ändern!

Die "Spielregeln"

Angefixt vom regen Austausch und dem unterschiedlichen Input auf Instagram begann mein Gehirn schlagartig, an der Idee zu feilen. Ein Jahr lang nichts kaufen – ziemlich ambitioniert… und ziemlich wahrscheinlich nicht zu 100 Prozent realisierbar.

Ich bin – falls du das noch nicht wusstest – ein Ganz-oder-gar-nicht-Typ. Halbe Sachen liegen mir nicht. Darum wollte ich mein Projekt im Vorfeld so genau wie möglich festhalten beziehungsweise ein paar „Spielregeln“ aufstellen.

Seit dem 1.1.2020 konsumiere ich nun nach folgenden Regeln:

  • grundsätzlich gilt für mich ein selbst auferlegtes Shopping-Verbot
  • wenn ich etwas kaufe(n muss), dann bevorzugt Second Hand
  • wenn es das Produkt Second Hand nicht gibt, dann kaufe ich es möglichst made in Europe und in einer sehr guten Qualität
  • ich darf mir Dinge/Immaterielles von anderen Menschen wünschen (zu gängigen Anlässen wie Geburtstag oder Weihnachten)
  • ich darf Dinge tauschen, leihen und/oder aus zu verschenken-Boxen/offenen Bücherregalen/vom Sperrmüll mitnehmen/aus vorhandenen Materialien selbst herstellen
  • Impulskäufe sind absolut verboten! Ich muss mindestens eine Nacht über die Entscheidung schlafen

Meine Strategien und Motivationen

Wie du siehst: Ich habe mir durchaus das eine oder andere Schlupfloch in das Projekt Konsum-Verzicht eingebaut.

Nicht, weil ich mich damit selber verarschen will, sondern weil ich weiß, dass es einfach nicht möglich ist, rein gar nichts zu kaufen. Trotzdem bin ich mit meiner Herangehensweise sehr zufrieden und finde, dass es eine wirkungsvolle Maßnahme ist. Radikal? Aus meiner Sicht ja. Dogmatisch? Auf gar keinen Fall.

Trotz der hilfreichen „Schlupflöcher“ weiß ich aber auch: Das Jahr ist lang – und es wird verdammt hart sein, permanent zu verzichten. Damit ich nicht schon nach wenigen Wochen das Handtuch werfe, habe ich mir deswegen ein paar Strategien und Motivationstaktiken überlegt:

  • Immer, wenn ich etwas sehe, was ich gern haben möchte, notiere ich mir den Preis. So kann ich sehen, was ich im Laufe des Jahres durch meinen Verzicht spare.
  • Dinge, von denen ich denke, dass ich sie brauche, notiere ich in einer Liste – und zwar mit Datum. Brauche ich den Gegenstand zwei Monate später immer noch, kann ich ihn kaufen.
  • Verlockungen lauern überall! Darum habe ich auf Instagram alle Profile aussortiert, die mir Kaufanreize bieten – also Onlineshops, Label usw.
  • Wenn ich etwas Neues kaufe, dann müssen zwei alte Dinge aus meinem Besitz weichen. Hierbei gilt: Für Kleidung weicht Kleidung. Für Bücher weichen Bücher. Usw.

Erste Erfolge und Erkenntnisse

Das Jahr ist natürlich noch jung, doch ich habe schon jetzt das Gefühl, dass ich auf einem sehr guten und vor allem spannenden Weg bin.

Der Konsum-Verzicht hat sogar schon jetzt – nach rund zwei Wochen – ein paar alte Denkmuster durchbrochen und mich kreativ werden lassen.

Anstatt mir etwas Neues zu kaufen – ich „brauchte“ zuletzt beispielsweise eine Art Schmuckhalter und ein Notizbuch – habe ich erst mal geschaut, was ich bereits besitze. Und siehe da: In beiden Fällen habe ich etwas gefunden, das mir perfekt geholfen hat.

Ich bin mir ziemlich sicher, dass noch viele Situationen auf mich warten, in denen ich mir etwas einfallen lasse und wieder verstärkt auf die Ressourcen zurückgreife, die mir bereits zur Verfügung stehen (#upcycling, #doityourself etc.)

Und was ist mit den Belohnungen?

Die wohl härteste Herausforderung für mich wird sein, dass in den kommenden Monaten der Konsum als Belohnung wegfällt.

Einerseits freue ich mich auf diese Challenge und bin gespannt, was sie mit mir macht. Andererseits wünschte ich, das Jahr wäre bereits jetzt vorbei.

Um mir trotz des Verzichts hin und wieder etwas zu gönnen (denn ja, das brauche ich und das brauchen wir alle!), habe ich mir auch hierfür ein paar Strategien beziehungsweise Belohnungs-Alternativen überlegt.

Anstatt (mir) etwas zu kaufen, möchte ich in den kommenden Monaten:

  • Spaziergänge machen
  • Museen besuchen – wenn es geht, auch mal allein
  • Essen kochen
  • Essen gehen
  • fotografieren „nur“ um zu fotografieren
  • Lieblingsorte besuchen
  • ein Buch in die Hand nehmen
  • bewusst soziale Kontakte pflegen
  • Yoga machen
  • … 

Je mehr ich über diese Sache mit den Belohnungen nachdenke, desto mehr Konsum-Alternativen fallen mir ein.

Es ist keinesfalls so, dass mich nur Shopping glücklich machen würde. Ganz im Gegenteil – wenn die erste Euphorie verflogen war, habe ich mich in letzter Zeit sogar richtig mies nach dem Einkaufen gefühlt.

Dass ich mein eigenes Verhalten gerade so stark reflektiere und mir neue Möglichkeiten überlege, bringt mir schon jetzt eine ganze Menge. Es tut gut, zu hinterfragen und alte Verhaltensmuster zu durchbrechen.

Was ist mit dir?

Das hier ist mein ganz persönliches Experiment – oder eher gesagt: mein Versuch, wieder bewusster zu konsumieren.

Ich bin mir ziemlich sicher, dass die erwähnten Regeln, Strategien und Alternativen in erster Linie für mich funktionieren und du dir – falls du dich jetzt inspiriert fühlst – eigene Überlegungen machen musst.

Ich möchte hier niemanden missionieren oder an den Pranger stellen. Genauso wenig möchte ich mich selbst als das Maß aller Dinge präsentieren und damit unterschwelligen (oder ganz offensichtlichen) Druck auf dich ausüben.

Was ich möchte, ist zum Nach- und Weiterdenken anregen. 

Fühl‘ dich auf jeden Fall frei, deine Gedanken mit mir zu teilen. Vielleicht hast du ja auch schon seit längerem vor, dein Konsumverhalten zu ändern. Eventuell haderst du aus diesem oder jenem Grund noch mit radikalen Maßnahmen wie einem kompletten Verzicht. Womöglich erscheint dir ein Jahr zu lang und du überlegst, ob es für den Anfang auch erst einmal sechs Monate tun…

Kommentare

  1. Pingback: Monatslieblinge ♡ im März.

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