Fair Fashion Einstieg ♡ Meine 7 Tipps für einen nachhaltig(er)en Modekonsum

Ich glaube, es war Anfang letzten Jahres, als ich einfach so, aus heiterem Himmel und ohne große Vorüberlegungen entschied, nicht mehr shoppen zu gehen. Ich war es schlichtweg leid. Hatte keine Lust mehr auf diesen übertriebenen Konsum. Befand mich mitten in einem Prozess, der noch lang nicht abgeschlossen ist.

Wie alles begann…

Als ich 2008 mit dem Studieren anfing, verfiel ich in einen regelrechten Shoppingrausch. Weg vom Dorf und rein in die Großstadt mit ihren unzähligen Verlockungen. Auf einmal eröffnete sich mir eine völlig neue Welt – eine Welt, auf der die großen roten Lettern „H“ und „M“ prangerten. Hin und wieder gönnte ich mir auch Ausflüge in andere Galaxien mit so klangvollen Namen wie Pimpkie, Orsay oder Vero Moda, doch nichts war so günstig, nichts so massenkompatibel und so schnell befriedigend wie H&M. Ich habe es geliebt!

Nach dem Studium folge die Zeit des „gehobenen“ Fashion-Konsums. Ich verdiente zum ersten Mal im Leben richtig Geld und investierte dieses mit Vorliebe in Läden wie Esprit und Tom Tailor. Endlich weg von dem Billig-Kram! Yeah… Was mir damals nicht bewusst war: Ich kaufte die gleiche Scheiße wie zuvor – nur für doppelt bis dreimal so viel Geld. Die romantische Vorstellung, dass dieses den Näherinnen in Fernost zu Gute kommt, sorgte dafür, dass ich mit gutem Gewissen die EC-Karte über den Verkaufstresen reichte.

Gar kein Konsum ist auch keine Lösung

Und dann – ja, dann kam der plötzliche Crash. Ein Kleiderschrank voll Klamotten und trotzdem „nichts anzuziehen“. Wie konnte das sein? Ich überdachte mein komplettes, bisheriges Kaufverhalten und stellte fest, dass ich mich selbst ziemlich pervers fand. Die Notbremse musste gezogen werden und von einen auf den nächsten Tag ging ich nicht mehr einkaufen.

Doch weil gar kein Konsum auch keine Lösung ist (irgendwann braucht man einfach ein neues Paar Schuhe oder eine warme Strickjacke), begann ich nach einer Phase der absoluten Abstinenz, mich mit nachhaltiger Mode zu befassen. Ich befinde mich noch immer am Anfang und möchte an dieser Stelle betonen, dass ich keine Expertin für Fair Fashion bin.

Aber ich habe mir reichlich Gedanken gemacht und daraus sind sieben Tipps für Fair Fashion-Einsteiger geworden, die ich hier gern mit dir teilen möchte.

Tipp #1: Gehe deinen Kleiderschrank gaaaanz genau durch

Ich kenne das Gefühl der anfänglichen Überforderung gepaart mit reichlich Ekel vor sich selbst noch sehr gut. Auch ich dachte zuerst, dass ich diesem Thema – dieser AUFGABE – auf keinen Fall gerecht werden kann.

Um trotzdem irgendwie rein zu kommen, finde ich es wichtig, sich zunächst einmal ganz genau anzuschauen, was man zur Zeit besitzt. Öffne also deinen Kleiderschrank und schau nach, was für Schätze sich dort alles verstecken. Behalte und nutze (!), was dir gut gefällt. Spende/verkaufe/tausche, was dir nicht mehr gefällt.

Es ist absolut essentiell, einen guten Überblick über seine Garderobe zu haben und zu wissen, was man besitzt.

Tipp #2: Wirf jetzt bloß nicht alles weg

Ebenfalls ganz normal, wenn man beginnt, sich mit Fair Fashion und nachhaltigem Modekonsum zu beschäftigen: Der Impuls, alles wegzuschmeißen, was das Prädikat „Fast Fashion“ verdient. Auch ich hatte urplötzlich das Gefühl, nun, da das Umdenken bei mir begonnen hatte, nichts mehr von oben genannten Marken tragen zu können dürfen.

Das ist natürlich absoluter Quatsch. Denn wenn ich anfange, Dinge zu entsorgen, die ich eigentlich mag und regelmäßig trage, dann ist das alles andere als nachhaltig. Was du bereits besitzt und was dir (sehr) gut gefällt, darfst du natürlich weiter in deine Outfits integrieren. Auch ich trage nach wie vor Fast Fashion-Teile, die schlichtweg zu meinen Lieblingen gehören. Darum dürfen sie auch auf jeden Fall bleiben.

Tipp #3: Lege den Fokus auf gut kombinierbare Basics

… und werte diese durch ein paar wenige Highlight-Teile auf.

Wenn ich mich zu Fair Fashion und einem nachhaltigen Kleiderschrank belese, dann stoße ich immer wieder über diesen Ratschlag: Lege dir Teile zu, die allesamt gut miteinander kombinierbar sind. Wenn du überlegst, etwas zu kaufen, was zu nix in deiner Garderobe passt, dann lass die Finger davon.

Für mich klingt das total logisch und nachvollziehbar – darum achte ich tatsächlich darauf, vorrangig nach qualitativ hochwertigen und zeitlosen Basics zu greifen, die in ganz unterschiedliche Outfits „eingebaut“ werden können.

Um trotzdem auch mal aufzufallen, habe ich ein kleines Kontingent an Highlights, die sicher nicht basic sind, aber meinem Stil etwas mehr Individualität verleihen – so wie das Kleid, das ich auf den Bildern trage und vor Kurzen via Instagram second hand erstanden habe.

Tipp #4: Frage dich, was du wirklich brauchst

Ich liebe – nein: ICH LIIIIIEEEEEEBE – Pullover und Kleider. Sieht man auch, wenn man in meinen Kleiderschrank schaut.

Doch um nicht gänzlich in einer Flut aus Wolle und Wallestoffen zu ertrinken, habe ich mir den Konsum-Riegel vorgeschoben. Die harte Wahrheit ist nämlich: Ich brauche nicht noch mehr Kleider und Pullover (okay, der Insta-Kauf war eine kleine Ausnahme *hust*).

Diese Erkenntnis finde ich ganz entscheidend, wenn man sich für einen nachhaltigen Modekonsum entscheidet. Es geht nicht mehr länger um das „Wollen“, sondern um das „Brauchen“. Eine gute Taktik beim Shoppen ist es, dich vor jedem Kauf ehrlich zu fragen: Brauche ich dieses Teil wirklich oder möchte ich es einfach nur haben?

Haben wollen = toss.

Brauchen = take.

Tipp #5: Handle nach den 6 Prinzipien der Nachhaltigkeit

Nachhaltiger Modekonsum bedeutet nicht, dass du deinen Kleiderschrank einmal komplett leerst und im nächsten Schritt ausschließlich mit fairen Brands füllst. Das unterstreicht auch diese Grafik, an der ich mich immer wieder orientiere.

Die Prinzipien der Nachhaltigkeit unter anderem deutlich, dass es wie weiter oben bereits erwähnt, völlig in Ordnung ist, wenn du weiterhin das nutzt, was du bereits besitzt. Auf den „Zwischenstufen“ folgen die Optionen reparieren, tauschen, Gebrauchtes nutzen (kaufen) und selber machen. Und erst ganz unten steht schließlich die „Erlaubnis“, etwas Neues zu kaufen.

Wenn du dich bisher also mit der Ausrede „Das ist doch viel zu teuer“ vor einem nachhaltigen Modekonsum gedrückt hast, dann lass dir jetzt nochmal die Pyramide durch den Kopf gehen. Die Alternativen sind in der Regel sehr viel günstiger.

Tipp #6: Informiere dich über Labels, bevor du sie kaufst

Keine Frage: So ganz ohne Neuanschaffungen geht es natürlich nicht – und so kommt es, dass auch ich mir inzwischen wieder das eine oder andere „first hand“-Teilchen gegönnt habe.

Das ist auch in Ordnung – wenn du dich im Vorfeld über die Marke informierst, die du kaufen möchtest. Das Internet ist dein Freund und Helfer. Nimm seine Dienste in Anspruch, um nicht dumm zu sterben.

Mir fällt (leider) während meiner Recherchen immer wieder auf, dass sich die Aussagen zu bestimmten Labels gelegentlich widersprechen. Während also Quelle A sagt, Firma XYZ handelt ethisch korrekt und produziert nach nachhaltigen Standards, zerreißt Quelle B diese regelrecht in der Luft (um es mal extrem auszudrücken).

In diesem Fällen lautet die Devise entweder: Finger weg! oder du hörst einfach mal auf dein Bauchgefühl. Wenn es sich für dich richtig anfühlt, diese Marke mit deinem Kauf zu unterstützen, dann ist das in meinen Augen auch in Ordnung.

Empfehlung: Eine ziemlich umfangreiche Liste mit nachhaltigen Brands aus den unterschiedlichsten Kategorien (Mode, Accessoires, Schuhe, Unterwäsche, Einrichtung, Beauty, etc.) findest du bei dariadaria.

Tipp #7: Stress dich bitte nicht selbst

Wenn ich in den letzten Monaten eines über Nachhaltigkeit gelernt habe, dann ist es das: Eine Umstellung funktioniert nicht von jetzt auf gleich. Es sind stattdessen die kleinen Schritte, die dich immer ein bisschen näher an dein Ziel bringen.

Im Hinblick auf Mode, aber eigentlich auf jeden Aspekt der Nachhaltigkeit, ist es mir persönlich wichtig, mich nicht selbst zu stressen und unnötig unter Druck zu setzen. Auch ich kaufe hin und wieder Dinge, die ganz bestimmt nicht nachhaltig sind, die ich aber in diesem Moment brauche.

Wenn zum Beispiel ein Fast Fashion-Kleidungsstück eine sehr gute Qualität aufweist, es nicht gleich in der nächsten Saison wieder out ist (Trends sind übrigens alles andere als nachhaltig und darum ein No-Go!) und ich es aller Voraussicht nach viele Jahre tragen werde, dann ist es für mich okay. Dann bin ich fein damit, es zu kaufen und kann mich auch darüber freuen.

Entscheidend ist, dass wir uns endlich von dem Wegwerf-Gedanken freimachen. Bei Sätzen wie „Die Schuhe haben nur 20 Euro gekostet. Wenn sie einen Winter halten, dann haben sie ihr Geld verdient.“ stellen sich mir die Nackenhaare auf. Denn DAS ist ohne Wenn und Aber garantiert NICHT nachhaltig.

Entscheidend ist der erste Schritt

Soweit die Theorie zu Fair Fashion und nachhaltigen Modekonsum. Nun liegt es an dir, mit dem Praxis-Teil zu beginnen. Zu guter Letzt habe ich noch einen achten Tipp – den wahrscheinlich wichtigsten, den ich dir geben kann: Fang einfach an!

Entscheidend ist nicht, wie oder in welchem Zeitraum du einen nachhaltigeren Lebensstil umsetzt, sondern dass du überhaupt erst einmal den ersten Schritt machst. Alle weiteren werden dann ganz automatisch und zu ihrer Zeit folgen. Ich versprech‘s dir.